浅析霍夫曼中篇小说《克雷斯佩尔顾问》中
现实世界与艺术的分裂
(空一行)
摘要:霍夫曼小说的主角常常同时生活在现实世界与幻想世界中,因此他们患有神经分裂或精神混乱。但是这部小说《克雷斯佩尔顾问》不是一部关于神经分裂或精神混乱的小说,而是一部关于现实世界与艺术之间的分裂的小说,其分裂主要表现为艺术与生活之间的不可调和。
在中篇小说《克雷斯佩尔顾问》中,霍夫曼向我们展现了一群酷爱艺术的艺术家们,诸如安东妮、克雷斯佩尔、作曲家B以及安格拉等;然而他们却无法将自己的生活与艺术结合起来。艺术在这部小说中意味着死亡。也就是说:如果谁追寻艺术谁就将失去自己的乃至最爱的人的生命;但如果谁想维持这宝贵的生命,谁就必须放弃自己热爱的艺术。这部作品不仅用安东妮和安格拉的死亡,还用主角克雷斯佩尔顾问的悲惨命运显示了艺术与生活之间的分裂。
(空一行)关键词:艺术;现实;分裂;死亡;E. T. A. 霍夫曼
Inhaltsverzeichnis
(空一行)
中文摘要.....................................................................................................................i
Abstract.....................................................................................................................ii
Danksagung...............................................................................................................iii
Inhaltsverzeichnis.......................................................................................................1
1. Einleitung.............................................................................................................2
2. Inhalt und Figuren................................................................................................4
Inhaltsangabe.................................................................................................4
Die Bedeutung der Kunst für Hoffmann.......................................................5
Kunst in der Novelle „Rat Krespel“..............................................................6
Figurenanalyse..............................................................................................8
Darstellung der Figuren......................................................................8
Figuren im Konflikt zwischen der Kunst und dem Leben...............10
3. Spaltung zwischen Wirklichkeit und Kunst.......................................................12
Unvereinbarkeit der Kunst mit dem Leben.................................................13
Unvereinbarkeit der realen Welt und der fiktiven Welt...............................17
4. Schluss................................................................................................................19
Endnoten...................................................................................................................21
Literaturverzeichnis..................................................................................................22
Erklärung..................................................................................................................23
Spaltung zwischen Wirklichkeit und Kunst
– Über E. T. A. Hoffmanns Novelle Rat Krespel
(空一行)
Abstract
(空一行)
Im Werk E. T. A. Hoffmanns leiden die Hauptfiguren, die zur gleichen Zeit in der Wirklichkeits- und der Phantasiewelt leben, häufig unter geistiger Spaltung oder Sinnesverwirrung. Aber in dieser Novelle „Rat Krespel“ geht es nicht um die geistige Spaltung oder Sinnesverwirrung, sondern um die Spaltung zwischen Wirklichkeit und Kunst, nämlich die Unvereinbarkeit der Kunst mit dem Leben.
Hoffmann zeigt in der Novelle Rat Krespel, wie sehr die Künstler zum Beispiel Antonie, Krespel, Komponist B und Angela, ihre Kunst lieben, wie grausam die Wirklichkeit ist, wie unvereinbar die Kunst mit der Wirklichkeit ist.
Die Kunst in dieser Novelle bedeutet Tod. Das bedeutet: Wenn man nach Kunst strebt, wird man das eigene Leben, oder das Leben von den Liebsten verlieren, aber wenn man das kostbare Leben behalten will, muss man auf die Kunst verzichten. Diese Spaltung zwischen der Kunst und dem Leben zeigt die Novelle nicht nur mit dem Tod Antonies und Angelas, sondern auch mit dem traurigen Schicksal der Titelfigur Rat Krespel.
(空一行)
Schlüsselwörter: Kunst; Wirklichkeit; Spaltung; Tod; E. T. A. Hoffmann
1. Einleitung
Außer Goethe, Schiller und Heine bekommt kein deutscher Schriftsteller eine derart umfassende Rezeption seines Werkes im Ausland wie E.T.A. Hoffmann. Zu welcher Epoche dieser großartige Schriftsteller gehört, ist bisher umstritten, wie Wulf Segebrecht schreibt: „Der Streit um die Frage, ob er Romantiker war oder Realist, ist müßig. Eine weltweite Wirkung ist ihm sowohl als Romantiker wie als Realist zuteil geworden.“ [1] Dieser Ansicht stimme ich völlig zu, weil er etwas Schönes in Kunstmärchen schreibt und sich für die Nacht gleich wie andere romantische Schriftsteller begeistert, aber gleichzeitig wird auch die dunkle gesellschaftliche Wirklichkeit wie die Zensur und die staatlichen Autoritäten in seinem Werk scharf kritisiert und attackiert. Franz Frühmann ist z.B. der Ansicht: „Er sei geheimes Leitbild gegen den vom Staat geförderten opportunistischen Schriftstellertypus und die realistischen Schreibweisen gewesen, dessen Opposition subversiv, ironisch, satirisch war und der auch noch spielerisch mit der Zensur und den staatlichen Autoritäten umging.“[2] Ich glaube, dass diese kritische Reaktion ein Grundimpuls seiner künstlerischen Produktivität ist. Aber welche Besonderheiten hat Hoffmanns Werk? Es gibt Kritiker, die meinen: „Hoffmann ist das Zeichen eines europäischen Paradigmawechsels vom als etwas simpel-vordergründig empfundenen Realismus des Schotten zur romantisch-fantastischen Schreibweise des Deutschen.“[3] Wenn man seine Bücher liest, erkennt man, dass im Hoffmannschen Werk meistens „zersetzende Phantasie“[4] herrscht, mit der eine Phantasie- und Zauberwelt geschaffen wird. Die phantastische Zauberwelt und die hässliche reale Welt, die Wirklichkeit, bilden fast immer einen scharfen Kontrast. Nach Hoffmanns Ansicht ist die reale Welt die philiströse Welt, wo die Leute nur nach Ruhm, höherer gesellschaftlicher Stellung, Geld und Macht streben. Diese Welt ist eine endliche Welt, wo Spießbürger wohnen. Im Gegensatz zu der realen Welt ist das phantastische Zauberreich eine unendliche außerirdische Welt, eine Welt voller Poe sie, die nur die „Enthusiasten“ erzeugen können. In der Dichtung Hoffmanns spielen immer fast Gelehrter, Künstler, Musiker oder Dichter solche Rolle. Gerade weil Hoffmanns Hauptfiguren häufig zur gleichen Zeit in zweier zwiespältigen Welten (der Wirklichkeits- und der Phantasiewelt) leben, leiden sie ja unter geistiger Spaltung oder Sinnesverwirrung (z.B. Medardus in Die Elixiere des Teufels und Anselmus in Der goldne Topf usw.). In meiner Arbeit möchte ich aber nicht die geistige Spaltung in Hoffmanns Werk analysieren, wonach nämlich längst schon viele Hoffmann-Forscher (wie z.B. K. Cramer[5]) geforscht haben, sondern ich möchte mich mit der Spaltung von Wirklichkeit und Kunst in der Novelle Rat Krespel[6] beschäftigen, indem ich sie untersuche.
Das Motiv dieser Novelle ist Kunst. Die Fragen sind dann: Welche Rolle spielt Kunst in der Novelle? Wie wird sie vom Autor definiert? Was haben die Figuren mit der Kunst zu tun? In welchem Verhältnis denn stehen Wirklichkeit und Kunst in der Novelle zueinander? Diese Fragen sind leichter zu stellen als zu beantworten.
Zunächst werde ich den Inhalt dieser Novelle skizzieren. Dann werde ich das Motiv, und zwar Kunst, hervorheben. Vor allem möchte ich durch Textanalyse in Bezug auf die Frage, welche Rolle die Kunst in der Novelle spielt, die Bedeutung der Kunst für den Autor herausstellen. Als zweiter Schritt möchte ich die Kunst in der Novelle definieren. Danach stelle ich die Figuren in dieser Novelle vor, und dann werde ich antworten, was diese Figuren mit der Kunst in der Novelle zu tun haben. All dies ist die Vorbereitung für den dritten Teil. Nachdem ich das alles dargestellt habe, gehe ich dann darauf ein, mich mit der Spaltung zwischen Wirklichkeit und Kunst in der Novelle zu befassen, um vor allem die Unvereinbarkeit der Kunst mit dem Leben in Hoffmanns Novelle herauszuarbeiten. Der Schwerpunkt dieses Teils sollte der typischste Ausdruck der Spaltung zwischen Kunst und Wirklichkeit in der Novelle sein: Kunst bedeutet Tod. Das bedeutet: Wenn man nach Kunst strebt, wird man das eigene Leben, oder das Leben von den Liebsten verlieren, aber wenn man das kostbare Leben behalten will, muss man auf die Kunst verzichten.
2. Inhalt und Figuren
2.1. Inhaltsangabe
Die Novelle von E.T.A. Hoffmann erschien ohne Titel im Jahr 1818. Sie informiert uns aus einer Perspektive eines Ich-Erzählers über die Geschichte von Rat Krespel und seiner Tochter Antonie.
Die Geschichte geschieht in einer kleinen Stadt ( Halle ), wo der Erzähler der Titelfigur Rat Krespel, einem recht sonderbaren Gesellen begegnet. Er ist auf der Suche nach dem Besonderen im Klang der alten Geigenbaue, darum muss er alle alten Geigen zerlegen, nur eine alte liebt er besonders und er pflegt sie mit aller Sorgfalt. Eines Tages verreist Krespel plötzlich und kommt nach ein paar Monaten mit der schönen Antonie zurück. Das Mädchen hat die bezaubernde Stimme wie einen Engel, aber das Singen wird von ihrem Vater streng verboten. Der Erzähler versucht gegen den Willen Krespels zu protestieren, aber er erreicht sein Ziel nicht. Dann verlässt er Halle. Als er nach zwei Jahren zurückkehrt, ist Antonie schon tot. Jetzt erzählt der Rat erst dem Erzähler ihre Geschichte: Vor Jahren heiratete er eine Sängerin namens Angela. Antonie ist ihre Tochter. Er nahm sie zu sich, nachdem Angela gestorben war. Durch einen Arzt erfuhr er, dass der Zauber ihrer Stimme auf einem organischen Fehler in der Brust beruht. Falls sie weiter sänge, würde sie sterben. Deshalb gab Antonie für sich selbst auch für ihren armen Vater Gesang und Heirat auf. Eines Tages erkannte Antonie im Ton einer alten Geige, die wie oben erwähnt von Krespel gepflegt wird, ihre eigene Stimme wieder, mit der Krespel ihr oft vorspielte. Eines Nachts hört Krespel im Traum Antonies Bräutigam präludieren, gleichzeitig seine Tochter singen. Er sucht das alles zu verhindern, aber er kann gar nicht aufstehen. Ihm wird sehr ängstlich, aber zugleich so wonnig wie noch nie zumute. Als er erwacht und mit fürchtlicher Angst in Antonies Zimmer geht, ist sie schon tot, während die kostbare alte Violine zerspringt.
2.2. Die Bedeutung der Kunst für Hoffmann
Bild, Musikstück und literarischer Text sind bei Hoffmann verschiedene Erscheinungsformen eines gleichen Willens der Kunst, weil Hoffmann in der Tat Ka, rikaturist, Musiker und Dichter ist. Man verstößt gegen den Geist von Hoffmanns Werk, wenn man es in Kunstformen trennt und sondert. Die Erzählung „Doge und Dogaresse“ beginnt z.B. mit der Beschreibung des gleichnamigen Gemäldes „Doge und Dogaresse“ von Karl Wilhelm Kolbe (1781-1853). Und wesentliche Impulse für seine Novelle „Meister Martin der Küfner und seine Gesellen“ verdankt Hoffmann dem Gemälde „Die Böttcherwerkstatt“ auch von K. W. Kolbe. In den Jahren 1813-15 entstanden nebeneinander eine Oper und ein Buch, mit denen sich Hoffmann in die Musiker- und die Literaturgeschichte in gleicher Weise einschrieb. Diese Novelle können wir auch nicht von der Musik trennen.
Hoffmann meint, die Funktion der Kunst sei als Erhebung und Entrückung von irdischen Qualen und als Darstellung der „innersten Tiefe“ des Menschen deutlich. In Kunst entzünden Menschen diejenige Lust, welche sein ganzes Wesen von aller irdischen Qual, von allem niederbeugenden Druck des Alltagslebens, wie von unsaubern Schlacken befreit.[7] Deshalb spielen in seinem Werk oft Enthusiasten wie Künstler, Musiker oder Dichter Hauptfiguren, die sich von Leiden und Druck des Alltagslebens freimachen, indem sie sich der Kunst widmen. Wie Kapellmeister Johannes Kreisler in „Lebensansichten des Katers Murr“, die Sängerin Donna Anna in Erzählung „Don Juan“ z.B. sind der Geigenbauer Rat Krespel und die Sängerin Antonie in dieser Novelle auch die Enthusiasten, die durch Kunst ihre Lust zu entzünden, ihre „innerste Tiefe“ auszudrücken und der dunklen Wirklichkeit auszuweichen versuchen. Sie möchten in die Kunst flüchten, aber auch vor der Kunst, möchten in die Liebe flüchten, aber auch vor der Liebe. Ist es denn nicht, dass Hoffmann selbst auch als Enthusiast durch Dichtkunst seine „innerste Tiefe“ auszudrücken und der Wirklichkeit auszuweichen versucht? Ich glaube ja.
2.3. Kunst in der Novelle „Rat Krespel“
Die Rolle der Kunst für Hoffmann habe ich schon im letzten Teil vorgestellt. Aber welche Rolle spielt die Kunst in dieser Novelle? Diese Frage werde ich in diesem Teil zu beantworten versuchen.
Kunst, insbesondere Musik, spielt in Hoffmanns Werk fast immer eine große Rolle. Wie der Volksmund sagt: Kunst kennt keine Grenzen zwischen verschiedenen Ländern. Das bedeutet: Woher man immer auch stammt, ist der Austausch in Kunst unbegrenzt. Er ist der Austausch von Gedanken und Seelen der Menschen. Ein Gemälde z.B. verwirklicht den Austausch zwischen Maler und Zuschauern; ein Artikel erreicht es, dass Autor und Leser ihre Gedanken austauschen; durch ein Lied ist es möglich, dass Sänger und Zuhörer einander ihre Seelen austauschen. In der kleinen Erzählung tragen die Künste, nämlich Krespels Geigenbau, Antonies Gesang sogar Antonie selbst, diese Aufgabe. Sie verbinden alle Figuren in der Novelle miteinander, weil sie den Austausch zwischen allen Figuren verwirklichen. Damit spielen diese Künste eine große Rolle, die Handlung der Novelle voranzutreiben.
Zuerst werde ich die Analyse ausführen, wie die Künste in der Novelle diese Figuren miteinander verbinden. In der Novelle gibt es insgesamt sechs Figuren, und zwar Rat Krespel, Antonie, Angela, Ich-Erzähler, Professor M und Antonies Bräutigam. Zwei von ihnen verbinden sich miteinander durch eine bestimmte Kunst. Krespel war Violinbauer und –spieler, er gewinnt gerade durch diese Kunst Sängerin Angela für sich. Dann kommt Antonie erst als Sängerin auf die Welt. Der junge Komponist B ist Antonies Bräutigam. Er verliebt sich unsterblich in Antonie und meint, dass ihre Verbindung die Kunst heiligt. Der Ich-Erzähler erfährt durch die Erzählung von Professor M die Geschichte des ungleichen Paars, Krespels und Antonies, darum möchte er das Geheimnis entschleiern. Durch die Suche nach der Kunst, Antonie und ihrem Gesang, verbindet sich der Ich-Erzähler mit Familie Krespel.
Dann analysiere ich, wie die Künste in der Novelle, und zwar Antonies Gesang und Krespels Geigenbau, die Handlung der Novelle vorantreiben. Diese kleine Erzählung wird in vier Teile gegliedert: Der erste schildert die Begegnung des Ich-Erzählers mit einem Sonderling, Rat Krespel; im zweiten, kürzeren Teil erzählt Professor M auf Bitte von dem Ich-Erzähler die Bewandtnis mit Rat Krespel und Antonie, die er gesehen und gehört hat; im dritten Teil geht es darum, wie der Ich-Erzähler das Geheimnis von Antonie und ihrem Gesang zu entschleiern versucht und scheitert; der letzte Teil ist die persönliche Erzählung von der Titelfigur - Rat Krespel zu Ich-Erzähler über die wahre Geschichte Antonies. Daraus ergibt es sich, dass sich der Verlauf der Suche von Ich-Erzähler nach der Kunst Antonies Gesang wie ein roter Faden in der Novelle hindurch zieht. In folgenden Sätzen in der Novelle kann man erkennen, wie die Suche nach der Kunst, Antonies Gesang sogar Antonie, die Handlung der Geschichte vorantreibt. Die zwei Fragen von dem Ich-Erzähler „[...] was es mit den Violinen und vorzüglich mit Antonien für eine Bewandtnis habe? [...] Wie ist es aber mit Antonie?“ (RK, S.248) leiten den ganzen zweiten Teil. Die Sätze „Ihr wisst, dass ich auf solche phantastische Dinge ganz versessen bin, und könnt wohl denken, wie notwendig ich es fand, Antonies Bekanntschaft zu machen. [...] in Krespels Haus wie in Alzinens Zauberburg einzudringen und die Königin des Gesanges aus schmachvollen Banden zu befreien.“ (RK, S.251) führen den Inhalt des dritten Teils ein. „Nicht wollte ich H. verlassen, ohne ihm das Verbrechen, welches ich ahnte, vorzuhalten; ich wollte ihn bis ins Innerste hinein erschüttern und so das offene Geständnis der grässlichen Tat erzwingen.“ (RK, S.251) Diese Absicht von dem Ich-Erzähler führt zu der persönlichen Erzählung von Rat Krespel über die Wahrheit von Antonie und ihrem Gesang.
2.4. Figurenanalyse
Im letzten Teil habe ich die Beziehungen zwischen Hauptfiguren in der Novelle und ihre Struktur skizziert, im diesem Teil werde ich die drei wichtigsten Figuren, und zwar Rat Krespel, Antonie und Ich-Erzähler, ausführlich analysieren.
2.4.1. Darstellung der Figuren
Die größte Beachtung verdient die Titelfigur-Rat Krespel. Aus dem Originaltext können wir seinen Charakter erkennen - „Der Rat Krespel war einer der allerwunderlichsten Menschen.“ (RK, S.243) Das Charaktermerkmal zeigt sich in vieler Hinsicht im Text. Am Anfang der Novelle hat der Autor viel über Krespels wunderliche Taten und Benehmen beschrieben: Er lässt sich ganz nach seinem unsinnigsten Gefallen ohne Bauriss ein in allen Teilen ungleiches Haus ausbauen, dabei trägt er ein sonderbares nach bestimmten eigenen Prinzipien selbst angefertigtes Kleid. Und sein Betragen bei Professor M ist auch sehr wunderlich. Der Erzähler beschreibt Krespels verwunderlichen Ton auf folgende Weise im Text: „Sein Ton war bald rauh und heftig schreiend, bald leise gedehnt, singend, aber immer passte er nicht zu dem, was Krespel sprach.“ (RK, S.246) Die Wunderlichkeit drückt sich auch im Violinbauen aus. Im Text wird so geschildert: „Wie denn der Rat überhaupt ein ganz wunderlicher Mensch ist, so treibt er auch das Violinbauen auf ganz eigene tolle Weise. [...]“ (RK, S.248) Er zerlegt die von einem alten vorzüglichen Meister verfertigten Violinen, um ihre innere Struktur genau zu untersuchen. Autor beschreibt daneben in einem großen Umfang solche Wunderlichkeit, dass Krespel Antonie verbietet, in Öffentlichkeit aufzutauchen, hindert sie mit allen Mitteln daran, ihre Kunst auszuüben, verstößt sogar ihren Bräutigam, den Komponisten B. Am Ende werden die Gründe den Lesern erst klar: Er verbietet deshalb Antonies Gesang, weil er weiß, dass der Zauber ihrer Stimme auf einem organischen Fehler in der Brust basiert, Antonie hätte sich zu Tode singen müssen.
Antonie, Tochter von Rat Krespel, ist eine Sängerin wie ihre Mutter Angela. Nach dem Tod ihrer Mutter lebt sie erst mit Krespel in H- . Das Mädchen hat eine bezaubernde engelgleiche Stimme. Wie folgt wird ihre Stimme anschaulich im Text beschrieben:
Ich muss Ihnen gestehen, dass gegen die Stimme, gegen den ganz eigenen, tief in das Innerste dringenden Vortrag der Unbekannten mir der Gesang der berühmtesten Sängerinnen, die ich gehört, matt und ausdruckslos schien. Nie hatte ich eine Ahnung von diesen lang ausgehaltenen Tönen, von diesen Nachtigallwirbeln, von diesem Auf- und Abwogen, von diesem Steigen bis zur Stärke des Orgellautes, von diesem Sinken bis zum leisesten Hauch. Nicht einer war, den der süßeste Zauber nicht umfing, und nur leise Seufzer gingen in der tiefen Stille auf, wenn die Sängerin schwieg. (RK, S.249)
Die Schilderung von Antonies Gesang ist nötig, weil durch sie es sich leichter beweisen lässt, warum so viele Leute einschließlich des Ich-Erzählers für Antonie schwärmen. Am Ende geschieht das Unglück, dass Antonie sich tatsächlich an ihrer Krankheit zu Tod singt. Sie verzichtet auf das eigene Leben für ihre geliebte Kunst, so gesehen gleicht ihr Tod einem Liebestod.
Endnoten
[1] Vgl. Segebrecht, Wulf: Hoffmanns Kunst als Medium der Kritik. In: Steinbach, Dietrich (Hg.): E.T.A. Hoffmann. Ein universaler Künstler. Stuttgart, Düsseldorf, Leipzig: Klett 2000, S. 99.